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Jemgum
Dienstag. 19. März 2024

Unsere Vereinsgeschichte
SV Ems Jemgum

VfR Ems Jemgum 1925-1932

Die Gründung eines Fußballvereins erfolgte in Jemgum gegenüber anderen Ortschaften in Ostfriesland relativ spät, obwohl bereits im Vorfeld innerhalb der Dorfjugend und Arbeiterschaft „gekickt“ wurde. Initiatoren zur Vereinsgründung waren der Lehrer Jans Büüs sowie die Söhne der Familie Smidt, Taleus und Gerriet. Die offizielle Gründung erfolgte am 24.02.1925. Damit ist der Verein allerdings ein Jahr älter als bisher angenommen. Das bestätigt zumindest auch ein Artikel in der Rheiderland-Zeitung vom 05.10.1934, als es um die spätere Wiedergründung im Jahr 1934 ging. Die Mitglieder tauften den Fußballverein in „Verein für Rasensport Ems Jemgum“. Damit war die Hauptbetätigung auf den Rasen gelegt, man scheint aber anderen sportlichen Betätigungen, wie der Leichtatletik und dem Turnen damit eine Hintertür gelassen zu haben.
Bereits im Monat nach der Gründung begannen die Bemühungen um einen Turn- und Sportplatz. Im Mai 1925 stellte Landwirt Mansholt aus Eppingawehr eine Wiese zur Verfügung, so dass der junge Verein sich bereits im Jahr seiner Gründung mit anderen Vereinen messen konnte. Den ersten Gegner, den man im April 1925 mit 2:0 bezwang, kam aus Veenhusen (Eala freya Fresena Veenhusen).
Schnell entwickelte sich in Jemgum eine fußballbegeisterte Anhängerschaft, die dem Verein Mitglieder und Sportler sowie viele Zuschauer bescherte. Im Juli entschied der Fleckensvorstand (Gemeinderat, Verwaltungsauschuß), dass dem Antrag auf Anlegung eines Sportplatzes zugestimmt wurde und dafür Armenländereien im späteren Neu-Jemgum für den Verein zur Verfügung gestellt werden sollten.
Als nächstes schloss sich der Verein im August 1925 dem Nordwestdeutschen Fußball-Verband an, eine Voraussetzung, um am Punktspielbetrieb der ostfriesischen Vereine, den Verbandswettspielen, teilnehmen zu können. Noch im Gründungsjahr bildeten sich zwei Herren-, eine Jugend- und eine Schülermannschaft, die fleißig mit den Mannschaften aus der Umgebung Fußballwettkämpfe austrugen. Aus den 1925/26 absolvierten Spielen sind als Gegner folgende Mannschaften überliefert: “Eala freya Fresena” Veenhusen II., Union Weener (2. Jugend), Union Weener (2. Herren), Bunde II., Critzum I, Einigkeit Loga I, Critzum Schüler, Viktoria Leer II, SuS Emden, Spiel- und Sport Loga und VfL Germania Leer (3. Jugend).
Der neue Sportplatz in Neu-Jemgum war im April 1926 fertig. Noch vor der offiziellen feierlichen Einweihung fand das erste Spiel am 11. April gegen die 2. Herrenmannschaft von Viktoria Leer, die eine Klasse höher spielte, statt, das mit einem 2:2 Unentschieden endete. Eine Woche später erfolgte das erste Punktspiel gegen SuS Emden.
Die auf den 09. Mai festgelegte offizielle Einweihung fiel buchstäblich ins Wasser. Die dann auf den Himmelfahrtstag am 16. Mai verlegte Einweihung bescherte den Teilnehmern wiederum nur Regen, wurde aber durchgeführt. Das Einweihungspokalturnier konnten die Jemgumer im Entscheidungsspiel gegen den VfB Stern Emden aber für sich entscheiden, weil die Emder nach einem Unentschieden nicht zu einer Verlängerung bereit waren.
Es folgten auf dem neuen Sportplatz erfolgreiche Jahre im Wettstreit mit den anderen ostfriesischen Mannschaften. Direkt am Südostrand des Sportplatzes war auch ein kleines Häuschen errichtet worden, in dem sich die Fußballer umziehen konnten. Dort lagerten auch Turngeräte für den Schulbetrieb.
Mitte 1929 gründete sich im Bestreben, die ländlichen Sportvereine fester zusammenzuschließen der „Verband der ländlichen Sportvereine Ostfrieslands“. 23 Vereine traten dem Verband bei, dessen Schriftführer der Jemgumer Gerhard Reddingius wurde. Die Spielserie des neuen Verbandes begann am 11. August. Jemgum spielte im Bezirk Neermoor, in dem Verbandsspiele in drei Klassen durchgeführt wurden. Jemgum spielte in der A-Klasse u.a. zusammen mit Tergast, Oldersum, Petkum und Veenhusen. In den folgenden Verbandsspielen verloren die Jemgumer nicht ein einziges Mal, so dass die Rheiderland Zeitung bereits am 04. November 1929 verkündete: “Jemgum ostfriesischer Meister.” Die Jemgumer erzielten 14 Punkte bei einem Torverhältnis von 24:5.
Die Spieleraufstellung im entscheidenden Spiel gegen Veenhusen sah folgendermaßen aus: (Richard) Kramer, Wachtendorf, Heikens 2, Aaltuiker, Heikens 1, Karl Kroon, Reddingius, Smidt, Nanninga, Heikens 3, B. Kroon. Nicht an diesem Spiel beteiligt war Roelfs. Die verschiedenen Heikens waren Gerd, Hermann und Anton Heikens.
Am 06. Januar 1930 titelt die Rheiderland Zeitung dann: „Jemgum ländlicher Fußballmeister”. Die Jemgumer hatten im Entscheidungsspiel um die ostfriesische Fußballmeisterschaft der ländlichen Fußballvereine … die Völlenerkönigsfehner sicher 5:0” geschlagen. Da für den Gewinn eine erneuten Meisterschaft die zwei Monate wohl etwas sehr knapp gewesen wären, dürfte es sich bei dieser Meisterschaft um ein Turnier der Bezirksmeister des Verbandes gehandelt haben. Völlenerkönigsfehn gehörte dem Bezirk „Flachsmeer-Völlenerkönigsfehn“ an. Da Jemgum im Bezirk Neermoor ostfriesischer Meister geworden war, dürften die anderen Bewerber die Meister der anderen Bezirke, darunter wie z.B. auch Hinte gewesen sein. Damit war Jemgum wohl der Sieger der Verbandsmeisterschaft geworden und war damit nicht nur ostfriesischer Bezirksmeister, sondern auch ostfriesischer Verbandsmeister im „Verband der ländlichen Sportvereine Ostfrieslands“ geworden.
Leider war dieser Sieg der Anfang des Niedergangs des VfR „Ems“ Jemgum. Das Folgejahr 1930 konnte wohl noch einigermaßen erfolgreich abgeschlossen werden. Die Berichterstattung erlahmte aber so, dass ein abschließendes Ergebnis nicht zu ermitteln war. Die 1. Jugendmannschaft war im Oktober Tabellenführer im Bezirk Neermoor. Im Laufe des Jahres 1931 scheint es mit der Spielfreude der Jemgumer ganz bergab gegangen zu sein. Es ist nicht klar erkennbar, ob Jemgum in diesem Jahr überhaupt noch an den bisherigen Verbandswettkämpfen beteiligt war. Es wurde nur von Freundschaftsspielen im Rheiderland berichtet. Es können kaum Nachwuchsprobleme dafür eine Rolle gespielt haben, zumal die Jemgumer eine starke Jugendmannschaft besaßen. Selbst bei anberaumten Freundschaftsspielen mussten die Jemgumer absagen, weil man kaum mehr als drei Spieler zusammenbekam. Anfang 1932 kam es zu einem Spiel in Weener, in dem die Jemgumer mit 10 Mann 5:0 unterlagen. Danach herrschte in der Berichterstattung Funkstille.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die politische Entwicklung auf den Fußballsport auswirkte. Nach der Weltwirtschaftskrise war die Arbeitslosigkeit stark gestiegen. Es kam zu einer Polarisierung zwischen den linken Parteien und den Nationalsozialisten. Es wäre möglich, dass der den Nationalsozialisten nahestehende Gerhard Reddingius bereits in diesen Jahren versuchte, den Sport zu politisieren, wodurch er wichtige, wahrscheinlich sogar die meisten Spieler aus der Arbeiterschaft vergraulte.

Arbeiter-Sportverein Freundschaft Jemgum

In der politisch stark aufgeheizten Stimmung der beginnenden 1930er Jahre wurde in Jemgum der „Arbeiter-Sportverein Freundschaft Jemgum“ gegründet. Da er im März 1932 sein Stiftungsfest beging, dürfte er wahrscheinlich um diese Zeit 1931 gegründet worden war. Es gibt nur noch einen weiteren Hinweis auf den Arbeitersportverein, und zwar: Die Gemeinde bzw. die Schule war damals für den Sportplatz verantwortlich, sie musste also die Nutzung regeln. Am 15. April 1932 trafen sich laut Schulvorstandsprotokoll in der Wohnung des Schulvorstandsvorsitzenden Lehrer Leding vom Rasensportverein „Ems“ Hermann Schüür und vom Arbeitersportverein „Freundschaft“ die Herren Taleus Smidt und (Johann) Lindemann wobei folgendes Ergebnis erzielt wurde: Beide Vereine wollen unter den bekannten Bedingungen den Schulsportplatz benutzen. „Ems“ am Mittwoch- und Freitagabend; “Freundschaft” am Dienstag- und Donnerstagabend. Die Sonntage stehen den Vereinen abwechselnd zur Verfügung. Sind an einem Sonntage zwei Spiele, so wählt der Verein, dem der Sonntag zusteht, zunächst die Zeit. Die Pacht gilt für dieses Jahr durch geleistete Arbeiten auf dem Sportplatz für abgegolten.
Diese kleine Notiz im Protokollbuch des Schulvorstandes unterstreicht die Existenz und Funktionsfähigkeit von „Freundschaft“ und nennt die Führungspersönlichkeiten. Taleus Smidt, der als Initiator des V.f.R. gilt, scheint der 1. Vorsitzende von „Freundschaft“ gewesen zu sein und hat sicherlich die Abspaltung mitgetragen, wenn nicht sogar federführend in die Wege geleitet.
Auf der anderen Seite könnte zu dieser Zeit Hermann Schüür (* 24.4.1906) Vorsitzender des V.f.R. “Ems” gewesen sein, da er als dessen Vertreter an diesem Gespräch teilnahm. Vielleicht war er sogar bereits seit dem kurzen Weggang von Büüs nach Arle 1927 für diesen eingesprungen. Leider ist Hermann Schüür 1992 verstorben, so dass auch er als Quelle dazu nicht mehr befragt werden konnte. Taleus Lindemann (+) erinnerte sich noch an den der SPD und dem Reichsbanner nahestehenden Arbeiter-Sportverein “Freundschaft” und daran, dass die Gebrüder Schmidt, Taleus, Gerriet und Hermann als Spieler hier aktiv waren, wobei der lange „Storch“ Hermann im Tor stand.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten war das bisherige Fußballgeschehen dann ganz am Ende. Dem Jemgumer Arbeiter-Sportverein schlug die Stunde spätestens zu diesem Zeitpunkt. Aber auch der „Verband ländlicher Sportvereine e.V. Neermoor“ löste sich im September 1933 auf.

Die Gründung des SV Ems Jemgum 1946

Spätestens mit Beendigung des Krieges hatte es mit dem vormaligen VfR „Ems“ Jemgum ein Ende. Die überlebenden Fußballer kamen nach und nach aus der Gefangenschaft zurück. Es landeten aber auch zahlreiche fußballbegeisterte Jugendliche mit den Flüchtlingsströmen aus den entlegendsten Winkeln des gefallenen Deutschen Reiches in Jemgum. Sicherlich werden sich bereits wieder die jüngsten mit einem Lederball unterm Arm auf den Weg zum Sportplatz gemacht haben, sofern man sich überhaupt einen Ball leisten konnte. Zu einem Vereinsbetrieb wie in alten Zeiten dauerte es aber noch einige Zeit.
Im Laufe des Jahres 1946 kam es in Ostfriesland wieder zu regelmäßigen Begegnungen. In Jemgum traf man sich im Spätsommer 1946 unter Führung von Gerrit Smidt, dem Bruder des gefallenen Vereinsgründers, in der Gaststätte von Anna Kruse, um einen neuen Anfang im Fußballsport zu suchen. Wahrscheinlich versuchte man sich vom bisherigen Namen „VfR“ zu distanzieren, weil er zu lange von den Nationalsozialisten vereinnahmt worden war. Der Verein nannte sich fortan „SV Ems Jemgum“. Vielleicht auch deshalb, weil damit andere Sportarten in den Verein integriert werden konnten. Bereits ab 1947 wurde eine Boxabteilung genannt, die allerdings nur kurze Zeit bestand. Eine vom CVJM übernommene Tischtennisabteilung konnte nur 1952 gehalten werden.
Als erstes bemühten sich die Fußballer 1947 darum, den stark in Mitleidenschaft gezogenen Sportplatz wieder herzurichten. Das Sporthäuschen stand leider nicht mehr zur Verfügung, weil die Gemeindevertretung hier aufgrund der Wohnungsnot eine Familie einquartiert hatte. Für über zehn Jahre mußten der Verein und die Schuljugend auf das Gebäude verzichten.
Fehlende Protokolle des Vereins aus der Vor- und Nachkriegszeit lassen die Entwicklung des Vereins leider immer nur vorsichtig skizzieren. Mit dem Wiedererscheinen der Rheiderland Zeitung ab 1949 wird es dann wieder etwas besser. In Jemgum gab es zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zwei Herrenmannschaften, die in der 1. und 3. Kreisklasse an der Tabellenspitze mitspielten. Die erste Mannschaft gehörte in den 1950er Jahren fast immer zu den Spitzenmannschaften der 1. Kreisklasse. Leider reichte es nie zum Titelgewinn, da Mannschaften wie Weener, Ihrhove, Bunde und Möhlenwarf und auch mal Ditzum, Ditzumerverlaat und Neermoor ihnen meist am Saisonende eine Nasenlänge voraus waren. Immerhin gehörten in dieser Zeit bereits jährliche Jahres- oder Frühlingsfeste, sogar mit Theateraufführungen zum Vereinsleben dazu.
Die Spieler der 1. Mannschaft jener Zeit waren: Torwart Otto Schmöckel, Johann Behrends, Georg Kronsweide, Hermann Kaput, Theodor Tielboer, Richard Kramer, Eduard Mainka, Hermann Sinning, Taleus Lindemann, Rudi Taubert und Jan Kok.